Ein bewährtes Schulsystem! (1/3)

In drei Teilen möchte ich die derzeit laufende Umstellung des Schulsystems in Baden-Württemberg ein wenig unter die Lupe nehmen. Hier im ersten Teil beleuchte ich das bereits seit Jahrzehnten bewährte Schulsystem. Im zweiten Teil gehe ich auf das Konzept der Gemeinschaftsschule ein und schaue mir ein wenig an, wie es von der Politik bevorteilt wird und dem direkten Vergleich entzogen werden soll. Im letzten Teil will ich dann ein wenig auf die eigentlichen Probleme eingehen.

Wie immer werden manche Dinge sicherlich ein wenig überspitzt dargestellt werden. Auch nehme ich nicht für mich in Anspruch immer alle Details zu kennen. Vielmehr geht es mir darum meine aus Lebenserfahrung und gesundem Menschenverstand resultierende Meinung zu äußern.

Aus meiner Schulzeit hier in Baden-Württemberg kenne ich noch das engmaschige, transparente und durchlässige Schulsystem, bestehend aus Hauptschule, Realschule und Gymnasium. Eine Zuordnung der Schüler zu den verschiedenen Schularten wurde durch die Grundschulempfehlung durchgeführt. Diese wurde auf Basis der bisherigen Lernerfolge und Noten erstellt. Alternativ konnte man eine Aufnahmeprüfung ablegen, wenn man entgegen einer solchen Empfehlung auf eine höhere Schulart wechseln wollte.

Dadurch wurde die Basis geschaffen um in den weiterführenden Schulen Klassenverbände aus Schülern mit ähnlichen Voraussetzungen bilden zu können. Im Rahmen solcher Klassen konnte dann ein gemeinsames Lerntempo eingeschlagen werden, welches im Idealfall keine Schüler über oder unterforderte. Entsprechend konnten für nahezu alle Schüler optimale Lernerfolge erzielt werden die ihrer Leistungsfähigkeit entsprachen.

Wer in diesem System trotzdem noch über- oder unterfordert war, für den war ein Wechsel zwischen den verschiedenen Schularten (insbesondere in den ersten Jahren der Orientierung) leicht möglich. Diese Möglichkeit wurde auch nicht selten wahrgenommen!

Selbst wenn sich Potentiale der Schüler erst im weiteren Verlauf zeigen sollten war es keinesfalls so, dass man nun in einer Schiene festgefahren war. Auch nach einem entsprechend guten Hauptschul- oder Realschulabschluss hatte man noch eine Vielzahl an Möglichkeiten:

Für Hauptschüler gab es verschiedene Möglichkeiten in Systemen wie 7+3, 8+2 oder 9+1 zum Realschulabschluss zu kommen. Weiterhin bestand die Möglichkeit in Verbindung mit einer entsprechend guten Ausbildung / Lehre den Realschulabschluss nachzuholen.

Realschüler konnten, je nach Fremdsprachenwahl, direkt auf ein Allgemeinbildendes Gymnasium, oder zumindest auf weiterführende Gymnasien mit verschiedenen Ausrichtungen wechseln. Dies führte dann zur allgemeinen oder zur fachgebundenen Hochschulreife. Letztere ließ sich alternativ auch mit der Absolvierung des Berufskollegs (BK1+BK2) erreichen.

Für das Studium an einer Universität ist die allgemeine Hochschulreife erforderlich. Aber auch hier gab es schon damals viele Alternativen, die zu praxisnäheren und dadurch oftmals auch gefragteren Abschlüssen führten. In Baden-Württemberg wurde seinerzeit neben den Fachhochschulen noch die Berufsakademie (BA) eingeführt. Diese Studienplätze waren zum Teil sogar noch sehr viel Stärker umworben als Studienplätze an Universitäten. Und der erfolgreiche Berufseinstieg nach dem absolvierten Studium war nahezu garantiert!

Ich selbst habe seinerzeit an der Fachhochschule Studierende mit verschiedensten Hintergründen kennengelernt. Vom Abiturienten über den Realschüler mit nachträglich erworbener Fachhochschulreife und den ehemaligen Hautschüler, der sich im Rahmen des Schulsystems erfolgreich zur Zulassung durchgearbeitet hat bis hin zum Gesellen oder Meister mit Berufserfahrung gab es eigentlich nichts, was es nicht gab!

In diesem Bildungssystem hatte meiner Meinung nach wirklich jeder die Möglichkeit sich im Rahmen seiner Möglichkeiten und Ambitionen zu entwickeln. Und selbst nach einem unglücklichen Start waren die Weichen noch keinesfalls fest gestellt.

Außerdem konnte Baden-Württemberg zusammen mit Bayern bisher immer die vorderen Plätze im bundesweiten Lern- und Leistungsvergleich belegen. Sei es bei der Bewertung des Abiturs oder in Pisa-Studien. Dies spricht bei aller Transparenz und Durchlässigkeit auch für ein sehr leistungsfähiges Schulsystem.

Geringste Arbeitslosenzahlen – insbesondere im Bereich der Jugendlichen, die im Bundesvergleich höchste Innovationsdichte in Form von neuen Patentanmeldungen sowie der generelle wirtschaftliche Wohlstand sollten doch eigentlich weitere klare Hinweise auf die Qualität der hiesigen Schulausbildung sein.

Aber genau das wird nun geändert: Mit der Einführung der Gemeinschaftsschule durch unsere Grün-Rote Landesregierung werden derzeit besonders Haupt- und Realschulen zusammengeführt. Der weitere Ausbau der Gemeinschaftsschulen mit einer optionalen Oberstufe, die dann zum Abitur führen soll, ist ebenfalls schon vorgesehen. Das wird die Gymnasien zumindest schwächen, sofern sie langfristig nicht sogar ganz abgeschafft werden sollen!



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